Wildkamera: 10 Tipps für mehr und bessere Fotos

Wildkameras und Fotofallen erfassen mit Hilfe eines Infrarot-Sensors (PIR = Passiver Infrarot-Sensor) plötzliche Änderungen der Umgebungstemperatur. Die Signale des Sensors schalten dann die Wildkamera ein und lösen Bild- oder Videoaufnahmen aus. Nach diesem Grundprinzip arbeiten alle handelsüblichen Wild- und Überwachungskameras. Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollten deshalb einige Grundregeln beachtet werden.

1. Vorsicht Sonne: Nach Norden ausrichten, sonnige Flächen vermeiden

Fehlauslösung durch aufgewärmte Objekte: Der Klassiker bei jedem Wildkamera-Neuling sind serienweise Fehlauslösungen, meist rund um die Mittagszeit. Um dieses Phänomen zu verstehen muss man die Funktionsweise der bei allen Wildkameras verbauten Bewegungs-Sensoren kennen. Der sog. „Passive Infrarot-Sensor“ (PIR) erfasst Bewegungen von Lebewesen und Objekten indem er auf den Temperaturunterschied eines Objektes im Vergleich zur Umgebung reagiert. Ein Tier oder ein Mensch ist üblicherweise deutlich wärmer, als seine Umgebung. Bewegt sich das warme Objekt zudem, löst die Wildkamera aus.

Wer seine Wildkamera so installiert, dass im Erfassungsbereich des Bewegungs-Sensors die Sonne einstrahlt, muss mit Fehlauslösungen rechnen. Denn die Vegetation nimmt bei sonnigem Wetter Sonnenenergie auf und wird dadurch wärmer als die Umgebungstemperatur. Kommt nun ein bisschen Wind dazu, sind für die Wildkamera die Kriterien für eine Aufnahme gegeben. Denn Wärme + Bewegung = Aufnahme.

Platzieren Sie daher die Wildkamera möglichst so, dass im Erfassungsbereich zu keinem Zeitpunkt des Tages Sonnenlicht einfällt.

Schlieren bei Gegenlicht: Abgesehen von Fehlauslösungen durch aufgewärmte Sträucher oder Bäume gibt es einen weiteren ganz profanen Grund, eine Wildkamera nie gegen Süden auszurichten. Wie beim regulären Fotografieren auch sind Aufnahmen gegen die Sonne keine gute Idee. Allerdings vergisst man in dem Moment, in dem man die Wildkamera in der freien Natur aufgängt gerne, dass die Fotofalle 24 Stunden, 7 Tage die Woche im Einsatz ist. Beachten Sie den Sonnenverlauf! Grundsätzlich sollte eine Wildkamera so installiert werden, dass es zu keinem Zeitpunkt des Tages zu Gegenlichtsituationen kommen kann.

Die folgende Aufnahme zeigt, wie man es NICHT machen sollte:

  • Die Ausrichtung nach Süden führt dazu, dass die Sonne direkt in das Objektiv scheint, das Bild weist rötliche Streifen und Schlieren auf
  • Im Erfassungsbereich des PIR-Sensors befindet sich ein schlanker Obstbaum, der durch die Sonneneinstrahlung eine andere Temperatur besitzt, als seine Umgebung. Kommt nun Wind hinzu, kann man einer Wildkamera bei einer Fehlauslösung keinen Vorwurf machen. Denn Wärmeunterschied + Bewegung = Bild. So ist das nun einmal.
Fehlauslösung bei der ALDI Wildkamera Maginon WK1 aufgrund falscher Ausrichtung - Bild: Wildkamera-Test.com
Fehlauslösung bei der ALDI Wildkamera „Maginon WK1“ aufgrund falscher Ausrichtung – Bild: Dr. Lars Krug

Tipp: Wenn sich partout keine bessere Position für die Wildkamera finden läßt, kann man die Fehlauslösungen bzw. „verstrahlten“ Bilder vermeiden, indem man per Timer in der kritischen Tageszeit die Wildkamera einfach ausschaltet. Fast jede Wildkamera kann so eingestellt werden, dass sie nur zu einer bestimmten Zeit aktiv ist. In der restlichen Zeit bleibt die Kamera ausgeschaltet und macht keine Aufnahmen. Manchmal reicht es aus, wenn man z.B. die ein bis zwei Stunden der Mittagszeit ausspart.

2. Freie Sicht: Äste, Sträucher, Grashalme weg!

Ohne Sucher übersieht man viel: Wildkameras haben keinen Sucher. Auch der interne Monitor hilft in den wenigsten Fällen wirklich weiter, da er bei den meisten Wildkameras erst bei geöffnetem Kameragehäuse zum Vorschein kommt. Das macht es schwierig, einen guten Eindruck von dem zu bekommen, was auf den Fotos zu sehen sein wird. So wird oft der Grashalm mitten vor der Linse übersehen. Auch ein Ast im Nahbereich, der bei der regulären Fotografie gerne dazu verwendet wird, dem Bild mehr Tiefe zu verleihen, kann bei Wildkameras richtig ärgerlich werden. Tagsüber löst er permanent Fehlalarm aus, nachts erscheint er gleißend hell wie ein Fremdkörper im Bild.

Fehlauslösungen: Äste und Grashalme im Erfassungsbereich des Sensors sind ein häufiger Grund für Fehlauslösungen. Insbesondere die flächigen und recht dunklen Fichtenzweige heizen sich durch Sonneneinstrahlung gerne auf. Wenn dann der Wind geht, erkennt der PIR-Sensor ein sich bewegendes, warmes Objekt und löst aus. Als Lösung wird empfohlen, die Vegetation vor der Kamera kurz zu halten. Entfernen Sie zudem unbedingt alle Äste, die sich im Nahbereich der Wildkamera befinden.

Zu hoch positioniert, aber Hauptsache der Grashalm ist gut im Bild - Bild: L. Krug
Grashalm mitten im Bild, zu hoch positioniert, vom Reh nur das Ohr erwischt – Bild: Dr. Lars Krug

3. Richtige Höhe

Nicht zu hoch: Man sollte nie unterschätzen, wie groß der tote Winkel unterhalb einer Wildkamera ist, die in Augenhöhe eines Erwachsenen angebracht wird. Ausgewachsene Rehe haben eine Schulterhöhe zwischen 60 und 90 Zentimeter. Wildschweine erreichen durchschnittlich 95 cm Schulterhöhe, Jungtiere entsprechend weniger. Wer also nicht gerade auf Rotwild oder den Homo Sapiens aus ist, tut gut daran, seine Wildkamera nicht zu hoch auszurichten. Die beste Höhe zur Positionierung einer Wildkamera ist etwa hüfthoch. Wer seine Kamera in 2 Meter Höhe aufhängt, wird vielleicht nie erfahren, was für tolle Partys Wildkatze, Biber, Dachs, Hase, Marder & Co. direkt unterhalb seiner Wildkamera feiern.

Die richtige Höhe entscheidet! - Grafik Wildkamera-Test.com
Die richtige Höhe entscheidet! – Grafik Wildkamera-Test.com

Leicht nach unten ausrichten: In der Praxis kommt es so gut wie nie vor, dass man mit einer Fotofalle von einem Wildtier nur die Beine fotografiert, die Wildkamera also zu niedrig ausgerichtet war. Hingegen hat jeder Wildkamerabesitzer ordnerweise Fotos von Wildtieren ohne Beine… Daher sollte die Wildkamera immer ein wenig nach unten gerichtet sein. Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Kleinkind fotografieren wollen. Hier würden Sie ja auch nah ran, in die Hocke und immer noch ein wenig nach unten gerichtet fotografieren – richtig?!

Die Dörr SnapShot Mini war gerade einmal 60 cm hoch positioniert - Bild: Wildkamera-Test.com
Wildkatze & Co. sind nur mit niedrig hängenden Wildkameras zu erwischen; die Dörr SnapShot Mini war gerade einmal 60 cm hoch positioniert – Bild: Wildkamera-Test.com

4. Nachts zählt der richtige Abstand

Bei Tageslicht liefern viele Wildkameras in einem weiten Entfernungsbereich eine sehr gute Bildqualität ab. Aber wenn die Fotofallen bei einsetzender Nacht auf Infrarot und somit Schwarz-/Weiß-Bilder umschalten, kommt das für die Aufnahmen verwendbare Licht nur noch von den LEDs der Fotofalle.

Die Grenzen der LED-Blitze: Im Grunde genommen ist das Wort „LED-Blitz“ bereits irreführend. Die Infrarot-LEDs blitzen nicht, sie leuchten schlicht für die Dauer der Aufnahme kurz auf. Von dieser Lichtquelle darf man hinsichtlich der Reichweite keine Wunder erwarten. Grundsätzlich liegt der ideale Abstand, in dem eine Wildkamera auch in der Nacht ordentliche Fotos macht, bei ca. 3-10 Metern. Ist die Wildkamera zu nah am Wild positioniert, erscheint es überbelichtet. Jenseits der 10, bei guten Wildkameras vielleicht 15 Metern, wird es bei den üblichen Schwarz/Weiß-Bildern des Nachts problematisch.

ALDI Wildkamera überbelichtet
ALDI Wildkamera Maginon WK1 mit Schwierigkeiten im Nahbereich; überbelichtet und unscharf – Bild: Wildkamera-Test.com

5. Bei einem Wechsel kommt es auf den Winkel an

Wer seine Wildkamera nicht gerade auf eine Kirrung oder eine stark frequentierte Suhle richtet, tut gut daran, die Laufwege des Wilds zu beachten. Wildtiere gehen bevorzugt ihnen bekannte Wege, die im Laufe der Zeit auf dem Boden deutlich erkennbar sind. Der erfahrene Förster und Jäger kann zwischen dem Rotwild- und Rehwildwechsel ebenso unterscheiden wie dem Pass (von niederem Haarwild), den Fuchs oder Feldhase regelmäßig benutzen. Wer seine Wildkamera mitten in ein Waldstück hängt, läuft Gefahr über Monate hinweg kein Wild aufzunehmen.

Einen Wechsel überwacht man mit einer Wildkamera am besten, wenn man die Kamera nicht im rechten Winkel zum Wechsel aufstellt, sondern längs des Wechsels ausrichtet. Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Auslösezeit der Wildkamera ausreicht.

Sensortest - Grafik Cuddeback
Sensortest – Grafik: Cuddeback

6. Sensortest nutzen

Viele Wildkameras haben eine Testfunktion, in der man den Erfassungsbereich der PIR-Sensoren ausprobieren kann. Dazu positioniert man die Wildkamera wie gewünscht, stellt den Testmodus ein und bewegt sich vor der Wildkamera hin und her. Blinkt die meist rote Kontroll-LED, befindet man sich im Erfassungsbereich der Fotofalle.

7. Sensorempfindlichkeit anpassen

Generell arbeiten Wildkameras im Winter, bei niedrigen Temperaturen, sicherer als im Sommer. Da sich bei hohen Umgebungstemperaturen die Temperatur des Wildkörpers der der Umgebung angleicht, kann es im Sommer dazu kommen, dass die Wildkamera keine Auslösung vornimmt. Aus diesem Grunde sollte die Sensorempfindlichkeit – falls möglich – im Sommer auf hoch eingestellt werden, um auch geringe Temperaturunterschiede erkennen zu können.

8. Fotoserien nutzen

Mit einem einzelnen Bild den perfekten Schuss zu landen ist reine Glückssache. Wir haben die besten Ergebnisse mit Fotoserien von mindestens drei, schnell aufeinander folgenden Fotos gemacht. Auch der Abstand zwischen den Serien sollte so klein wie möglich gehalten werden.

9. Optimale Größe/Art der SD-Speicherkarte

SanDisk Extreme SDHC 32GB mit 45 MB/s Schreibgeschwindigkeit
SanDisk Extreme SDHC 32GB mit 45 MB/s Schreibgeschwindigkeit ideal für HD-Videos

Fotos? Lieber kleine & schnelle SD-Karten: Wer mit seiner Wildkamera keine Videos drehen möchte, solle anstatt eine großen lieber zwei kleine Speicherkarten verwenden. Im Revier, bei der Kontrolle der Wildkamera hat man so immer eine frische SD-Karte zur Hand und tauscht einfach durch. In der Praxis haben sich 2 GB-Speicherkarten für Wildkameras, die auf Fotos bzw. Fotoserien eingestellt sind, aller bestens bewährt. Wichtiger als eine große Speicherkarte ist eine schnelle Speicherkarte! SD-Speicherkarten sollten möglichst von Markenherstellern mit entsprechender Speichergeschwindigkeit verwendet werden.

Bessere SD-Karte, längere Batterielebensdauer: Es scheint sogar so, dass die Qualität der Speicherkarten Einfluss auf die Batterielebensdauer der Wildkamera hat. Zumindest schreibt der renommierte Widkamera-Hersteller Bushnell in der Bedienungsanleitung der Trophy Cam: „Sorgen Sie auch dafür, dass sie eine qualitativ hochwertige SD-Karte eines Markenherstellers in der Kamera verwenden. Bushnell empfiehlt Karten bis zu 32 GB der Marke SanDisk®. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass SD-Karten von niedriger Qualität häufig die Leistungsdauer der Batterien derTrophy Cam verringern.“

SDHC-Speicherkarten: Die Möglichkeit, die weiterentwickelten SDHC-Karten (HC=High Capacity) zu verwenden ist nicht selbstverständlich. Schauen Sie unbedingt in die Bedienungsanleitung Ihrer Wildkamera, ob diese mit den neuen SDHC-Speicherkarten zurechtkommt. Manche Wildkameras funktionieren mit SDHC-Karten nicht!

HD-Videos? Klotzen, nicht kleckern! Große SDHC-Speicherkarten sind insbesondere dann angebracht, wenn man in voller HD-Auflösung Videos aufzeichnet. Nutzt man dann auch noch die maximale Videolänge aus, sollten mindestens 8, besser 16 GB-Speicherkarten verwendet werden. Übrigens: HD-fähige Wildkameras können fast immer mit SDHC-Karten betrieben werden.

10. Batterielebensdauer optimieren

In die Tasche gelogen: Erstaunlich viele Wildkamerahersteller geben die Batterielebensdauer mit bis zu 6 oder sogar 12 Monaten an. Das sind in den meisten Fällen entweder Laborwerte (5 Aufnahmen am Tage, 5 Blitz-Aufnahmen in der Nacht), oder dreiste Lügen. Sehr wenige Wildkameras haben sich in der Praxis beim Thema Batterieverbrauch tatsächlich positiv hervor getan. Hier sei exemplarisch die Dörr-SnapShot Mini mit sensationellen Laufzeiten genannt. Unabhängig davon kann man auf die Batterielebensdauer seiner Wildkamera auch selbst Einfluss nehmen.

Akkus oder nicht? Wildkamera-Hersteller wie Bushnell raten von der Verwendung wiederaufladbarer NiMh-Akkus ab, da sie mit zunehmender Entladung eine niedrigere Spannung erzeugen, die bei den Bushnell Wildkameras zu Funktionsstörungen führen kann. Hingegen empfehlen andere Hersteller wie Minox ausdrücklich wiederaufladbare NiMH-Batterien. Unabhängig von der Kosteneinsparung haben diese Akkus den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu herkömmlichen Alkalimangan-Batterien auch bei niedrigen Außentemperaturen (unter 0° Celsius) noch hinreichend Strom abgeben.

Energizer Lithium AA Batterien
Energizer Lithium AA Batterien

Lithium Batterien vs. Discounter-Ware: Es gibt hinsichtlich der Batterien recht anspruchslose Wildkameras wie z.B. die Dörr SnapShot Mini. Diese Wildkamera haben wir seit gut einem Jahr mit billigsten Discounter-Batterien (8 x AA Mignon „Aerocell“ von LIDL) in Betrieb. Auch bei extremen Minusgraden kein Problem. Die Dörr Fotofalle funktionierte bisher immer zuverlässig! Andere Wildkameras sind da nicht ganz so pflegeleicht. Bevor man hier aus Verzweiflung über die kurze Batterielaufzeit gleich zu einer neuen Wildkamera greift, kann man die zwar recht teuren, aber oft gelobten Lithium-Batterien ausprobieren. Lithium-Eisendisulfid Zellen haben bei höheren Strömen etwa die 3fache Energiedichte gegenüber Alkali-Mangan Zellen. Außerdem sind Lithium-Batterien deutlich leichter und funktionieren auch besser bei niedrigen Temperaturen.

Gleicher Ladezustand: Für die Kamerafunktion ist es wichtig, dass alle Batterien bzw. Akkus den gleichen Ladezustand haben! Bitte achten Sie auf gleichwertige Ladungen der Batterien. Ein kleiner Batterietester für wenig Geld leistet hier sehr gute Dienste.

Stromfresser Blitz: Der größte Stromverbrauch in der Kamera entsteht durch den IR-Blitz. Somit kann eine häufige Auslösung in der Nacht die Batterieleistung deutlich reduzieren. Insbesondere bei nächtlichen Video-Aufnahmen ist der Batterieverbrauch überproportional hoch, da dann alle LEDs über die gesamte Dauer der Video-Aufnahme hinweg die Szenerie ausleuchten. Kürzere Videosequenzen von 5 oder 10 Sekunden schonen Batterie und Speicherkarte.

Software-Update: Bei unserer schon etwas betagten StealthCam hat ein Software-Update eine erstaunliche Verbesserung der Batterie-Situation gebracht. Vor dem Update war die Wildkamera kaum zu gebrauchen, da die Batterien in Rekordgeschwindigkeit leer waren. Besonders fatal: traf man die Wildkamera mit leeren Batterien an, war kein einziges Bild auf der Speicherkarte gespeichert. Dieser Softwarefehler wurde mit Hilfe eines Updates behoben. Falls der Wildkamera-Hersteller kein Update auf seiner Website anbitetet, lohnt sich u.U. trotzdem eine Nachfrage per Email inkl. der Problem-Schilderung.

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